Beerensammlerin
(~1890)


Theodor von Hörmann (*1840, †1895)

Landessammlungen Niederösterreich

Dieser dicht und substanzreich gemalte Waldweg mit Beerensammlerin zeigt, wie sehr sich Theodorg Hörmann nach seiner Rückkehr aus Frankreich 1890 des Formenschatzes des französischen Impressionismus bediente, gleichzeitig aber er selbst und Mitteleuropäer blieb. Man weiß von ihm, dass er sich - trotz aller Suche nach neuen Stilmitteln - der optischen Wahrheit zutiefst verpflichtet fühlte. "Richtig muß es sein" war seine oberste Maxime, und diese (ver)führte ihn bisweilen zu den tollsten Experimenten. So wird berichtet, dass er bei der Arbeit an einem Waldbild seine Malfarben so lange auf einem Baumstamm ausgemischt hat, bis sie nicht mehr von der Baumrinde zu unterscheiden waren. Erst dann habe er die Bäume zu malen begonnen.
Trotzdem war Hörmann kein Naturalist, sondern um eine Art Ganzheitlichkeit bemüht, die sich vom Licht und der Wirkung des Lichts auf die Farben und Strukturen her bestimmte und die Oberfläche seiner Arbeiten wie mit einem zarten Gespinst überzog. Bei näherem Hinsehen erweist sich diese Zartheit aber als zupackender, bisweilen sogar grober malerischer Zugang, eine Art graphisches Kürzel, das seine Handschrift so unverwechselbar macht.
Hörmanns Bilder sind kräftig, diesseits bezogen, oft bunt und doch von einer unvergleichlichen Sensibilität, die sein Verhältnis zur Natur verdeutlicht: Bewunderung und Heiterkeit, Ehrfurcht und Lebensfreude, Erkenntnis und Zustimmung.
(Quelle: H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 100)