Beim Weißenkirchnertor in Dürnstein
(1890)


Maximilian Suppantschitsch (*1865, †1953)

Landessammlungen Niederösterreich

Was die Künstler an der Wachau besonders faszinierte, waren Licht- und Farbstimmungen, die sonst nur in südlicheren Gegenden, etwa in Südtirol, in dieser Art zu finden waren. Im Jahr 1888 traf auch der Akademie-Professor Eduard Peithner von Lichtenfels mit seinen Schülern zu Studienzwecken in Dürnstein ein. Seine Landschaftsmalerschule brachte schließlich die wichtigsten und eifrigsten Maler der Wachau hervor. Schüler von Lichtenfels waren unter anderem Ferdinand Andri, Wilhelm Bernatzik, Eduard Zetsche, Heinrich Tomec, Hans Wilt, Johann Nepomuk Geller und Maximilian Suppantschitsch. Die meisten dieser Künstler blieben der Wachau zeitlebens künstlerisch verbunden, einige ließen sich sogar hier nieder.

Der vielleicht bedeutendste Wachaumaler, ein wahrer Chronist dieser Landschaft, war Maximilian Suppantschitsch. 1890, im letzten Studienjahr an der Akademie, lieferte Suppantschitsch mit diesem großformatigen Gemälde einen Beweis seines Könnens. Es stellt die Straße oberhalb Dürnsteins beim ehemaligen Weißenkirchnertor dar. Der Entwurf dafür entstand möglicherweise als Aufgabenstellung anlässlich einer Exkursion der Lichtenfels-Klasse in die Wachau. Suppantschitsch scheint den Einfluss Eduards von Lichtenfels bereits überwunden zu haben und steht in Kolorit und atmosphärischer Wirkung nun dem Kreis um Emil Jakob Schindler näher. Der Einsatz von Licht und Farbe weist auf die Auseinandersetzung mit dem Schindler-Kreis.
1908 wurde Suppantschitschs Gemälde unter dem Titel "Im Lande der Romantik" in der Österreichischen Jubiläumskunstausstellung, die anlässlich des 60. Regierungsjubiläums des Kaisers veranstaltet wurde, gezeigt und mit der Kleinen Goldenen Staatsmedaille ausgezeichnet. Auch später - Suppantschitsch hatte längst zu dem ihm eigenen reifen Malstil gefunden - befasste er sich noch mit diesem Sujet und schuf noch weitere Fassungen dieses Motivs.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 132)