Blick auf Dürnstein
(1913)


Anton Faistauer (*1887, †1930)

Landessammlungen Niederösterreich

Nachdem Anton Faistauer 1909 die Wiener Akademie verlassen hatte, suchte er verbissen nach einer eigenständigen künstlerischen Ausdrucksweise. Die Werke der folgenden Jahre spiegeln zum einen den Einfluss Ferdinand Hodlers und der Klimt-Gruppe wider, zeigen aber auch den regen künstlerischen Austausch mit Egon Schiele und den Künstlerfreunden aus der Neukunstgruppe, deren Gründungsmitglied Faistauer war. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Paul Cezannes seit 1910/1911 führte schließlich zur Ablehnung jeglicher dekorativen Tendenzen und zur völligen Abkehr vom Secessionismus.
Anfang Februar 1913 heiratete Anton Faistauer Ida, die Schwester seines Künstlerkollegen Robin Christian Andersen. Die Sommerferien verbrachte er nicht wie sonst so oft im Süden, sondern mit seiner Frau in der Wachau. In der Dürnstein-Ansicht des Niederösterreichischen Landesmuseums ist Faistauers Auseinan-dersetzung mit Paul Cezanne noch offensichtlich. Gleichzeitig weist dieses frühe Hauptwerk aber auch bereits Stilelemente auf, die sein reifes Werk auszeichnen sollten: der expressive pastose Farbauftrag, der flächige Einsatz ungemischter Lokalfarben und die grafische Konturierung.
Bislang wurde Anton Faistauers Gemälde in der Literatur als "Blick auf Dürnstein mit der Donau im Vordergrund" beschrieben. Tatsächlich zeigt es aber nicht dieses vergleichsweise häufig dargestellte Sujet, sondern eine Ansicht gegen die Dürnsteiner Stadtmauer aus Richtung Oberloiben. Den Vordergrund bildet somit nicht der den Uferbereich widerspiegelnde und optisch fortsetzende Donaustrom, sondern eine Grünfläche und dahinter die in regelmäßigen Abständen gesetzten Begrenzungspfeiler einer Straße.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 182)