Der Brautsegen
(~1832 bis ~1833)


Peter Fendi (*1796, †1842)

Landessammlungen Niederösterreich

Auf Veranlassung der Erzherzogin Sophie, der Mutter des späteren Kaisers Franz Josef I., schuf Peter Fendi in den Jahren 1832 bis 1834 ein Album mit insgesamt dreißig Illustrationen zu Gedichten von Friedrich von Schiller. Der bedeutendste Zyklus daraus, eine Folge von sechs Aquarellen, entstand als Illustration zu Schillers Das Lied von der Glocke.
Einzelne Bildmotive aus dem Aquarellzyklus führte Fendi bei etwa gleich bleibendem Format schließlich auch als Ölmalerei aus. Das Blatt drei, den Brautsegen darstellend, malte Fendi gleich zweimal. Das Gemälde im Niederösterreichischen Landesmuseum dürfte dabei vermutlich als Replik nach der etwas kleineren und skizzenhafter wirkenden Fassung des Brautsegens, die 1895 als Geschenk des Fürsten Liechtenstein in die Sammlung des Historischen Museums der Stadt Wien gelangte, entstanden sein. Besonders auffällig ist in diesen Arbeiten der Versuch Fendis, seine Aquarellmanier auch in die Ölmalerei zu übertragen. Er setzte dabei die Farben blass und aquarellhaft durchscheinend in dünnen Lasuren.
Die Szene des Brautsegens ließ Fendi in einer Bauernstube im alpinen Milieu spielen. Der Ausblick aus dem Fenster auf Dorfkirche und Berge, die Tracht der Beteiligten und nicht zuletzt die am Kasten stehende, wohl den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer darstellende Büste sprechen dafür. Fendi schilderte den Zeitpunkt des Aufbruchs zur Kirche. Einmal mehr brachte Fendi in einem Bild seinen Wunsch nach familiärem Glück und Geborgenheit zum Ausdruck, was ihm aufgrund eines körperlichen Defekts jedoch zeitlebens versagt blieb. Seine Ersatzfamilie bestand daher aus seinen Lieblingsschülern Carl Schindler, Albert Schindler und Friedrich Treml, deren er sich besonders annahm - und so die Malerei des Wiener Biedermeier entscheidend mitprägte.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 32)