Der Fechter
(~1880 bis ~1885)


August von Pettenkofen (*1822, †1889)

Landessammlungen Niederösterreich

Auf Bestellung eines Pariser Kunstfreundes setzte sich August von Pettenkofen 1853 erstmals mit dem Motiv des Duells auseinander. Vielleicht schon 1868, spätestens aber Anfang der 1880er Jahre widmete sich Pettenkofen neuerlich der Duell-Thematik. Zu dieser Zeit, also in seinen letzten Schaffensjahren, ist in seinem Werk interessanterweise generell eine neuerliche Hinwendung zum Genrebild zu beobachten. Um 1882 schuf er unter anderem mehrere Fassungen und Entwürfe zu einem Duell in der Au. Die erste Fassung, die als Pastellzeichnung vermutlich in Paris entstand, zeigt im Hintergrund einer Aulandschaft die Kampfszene, während im Vordergrund die Reitknechte mit den Pferden auf den Ausgang des Duells warten. 1884 nach Wien zurückgekehrt, scheute Pettenkofen keine Mühen und Kosten, in den Donauauen eine solche Szene zu Studienzwecken nachzustellen. Sein Freund Carl Rudolf Huber, der bekannte Tiermaler, war ihm dabei behilflich.
Die für Pettenkofen ungewöhnlich große Ölstudie zeigt das Kniestück eines Mannes, der seinen (nicht ausgeführten) Degen versorgt. Pettenkofen wiederholte zwar fast wortwörtlich die Bewegung seines jungen Duellanten aus dem Jahre 1853, der Fechter ist nun aber kein junger Mann aus feinem Haus mehr, sondern ein verwegen aussehender und sehr entschlossen blickender Mann von der Straße, für den offenbar ein ungarischer Zigeuner Modell stand.
Die oftmalige Bearbeitung des Duell-Themas mag den Anschein geben, dass Pettenkofen besonderes Interesse an der Darstellung des Kampfes als solchen hatte. Betrachtet man aber seine Studien, so wird man sogar das Gegenteil feststellen können. Immer war es ihm wichtiger die Nebenszenen festzuhalten, das nervenaufreibende Warten auf den Gegner, die den Kampf verfolgenden Reitknechte mit den Pferden, oder die Eile nach dem Sieg.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 108)