Die Bauernstube
(1838)


Eduard Ritter (*1809, †1853)

Landessammlungen Niederösterreich

Die Genremalerei entwickelte sich zur Zeit des Biedermeier neben der Landschafts- und Porträtmalerei zur führenden Gattung der Malerei. Einer ihrer wichtigsten Wegbereiter war neben Waldmüller, Danhauser, Neder, Fendi und Ranfti der Wiener Eduard Ritter. Er bildete sich, wie viele seiner Malerkollegen, intensiv an der holländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Dadurch nachhaltig geprägt, malte Ritter vor allem Szenen aus dem Bauernalltag. Als eines seiner frühen Hauptwerke entstand das vorliegende Bild. Ritter lieferte damit nicht nur einen Beweis seines Könnens, sondern auch einen anschaulichen Bericht vom bäuerlichen Leben seiner Zeit.
Die Stube war in der kalten Jahreszeit Arbeits- und Wohnraum, Spielzimmer der Kinder und gleichzeitig Aufbewahrungsort von Hab und Gut. Die Bäuerin arbeitet am Spinnrad, und die Großmutter schneidert an einem karierten Tuch, vielleicht einem neuen Kleid. Der Bauer unterbricht seine Arbeit, die Herstellung von Stiefelstreckern beziehungsweise Holzschuhen, um ein Stückchen Glut zum Entzünden seiner Pfeife anzublasen. Auf der Ofenbank sitzt der Großvater, der neben seinem Mostkrug eingeschlafen ist. Dem Ernst der in die Arbeit vertieften Personen stellte Ritter die Kinder entgegen, die nur Unfug im Sinn zu haben scheinen. Zwei Knaben streiten sich um die Pfeife des Vaters, während das Schwesterchen eine Karotte zu schleifen versucht, und der große Bruder die Großmutter ärgert. Wenn andere Maler in ihren Genrebildern moralisierten oder sogar versteckt Sozialkritik übten, so findet man in den Werken Ritters immer das Bestreben, die humoristische Note zu betonen und den bäuerlichen Alltag auf unterhaltsame Weise zu schildern.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 62)