Frühlings-Waldblumen
(~1850)


Josef Lauer (*1818, †1881)

Landessammlungen Niederösterreich

An der Wiener Akademie stellte die Blumenmalerei ein eigenes Fach dar. Neben Landschafts-, Porträt- und Genremalerei war die Blumenmalerei die wichtigste künstlerische Disziplin des Biedermeier. Das Studium der Botanik bildete allgemein einen äußerst beliebten Zeitvertreib. Zu den Hauptvertretern nachklassizistischer, biedermeierlicher Blumenmalerei zählten Künstler wie Johann Knapp, Sebastian Wegmayr, Josef Nigg, Franz Xaver Petter, Anton Hartinger, Josef Lauer und Andreas Lach. Einige dieser Künstler wurden aufgrund der großen Nachfrage nach Blumendekor auch an der Wiener Porzellanmanufaktur als Porzellanmaler beschäftigt. So entstanden Darstellungen von Blumenbouquets, Früchten, auch kombiniert mit Blüten, von exotischen Pflanzen oder Tieren, wie etwa Papageien.
Die Bouquets und Früchtestillleben wurden meist in Mauernischen oder auf Tischen stehend wiedergegeben, aber auch vor und in der freien Natur platziert. Um die Jahrhundertmitte wurden Blumenarrangements, die die dem Anschein nach wild wachsenden Pflanzen in natürlicher Umgebung zeigen, besonders beliebt. Zu den schönsten Zeugnissen dieser Mode gehört Josef Lauers Blumenstück mit Leberblümchen, Primeln und Veilchen. Lauer schuf mit seinen Frühlings-Waldblumen ein Gemälde, das dem biedermeierlich-romantischen Wunsch, sich ein Stück Natur ins Heim zu holen, vollkommen gerecht wurde. Schmetterlinge, Marienkäfer und Waldameise erfüllen das Bild mit Leben; von den Blättern abtropfende Taukügelchen lassen die Situation noch echter und natürlicher wirken.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 50)