Mädchen mit Kaninchen (Das Lieblingskaninchen)
(~1877)


Anton Romako (*1832, †1889)

Landessammlungen Niederösterreich

Anton Romakos Stellung innerhalb der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts ist heute unumstritten. Er gilt als der wesentliche Erneuerer der Figurenmalerei, als Impulsgeber der heimischen Moderne, als ein Künstler, der immer unbeirrbarer an neuen Inhalten der Staffeleimalerei gearbeitet hat.
Das "Lieblingskaninchen" ist ein modernes Bild, eine zeitgerechte Ausformung kindlicher Tierliebe mit all ihren heimlichen Botschaften: dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit, dem unbedingten Vertrauen, der Freundschaft, der Ernsthaftigkeit, dem Wunsch nach Schutz. Unprätentiös und fern ab aller falschen Töne werden hier Gefühle von großer Reinheit und Ursprünglichkeit aufgerufen.
Diese neue Sicht der Inhalte wird begleitet von neuen Stilmitteln. Nicht nur die Farben sind gedeckter als bisher üblich, auch die Handschrift ist neu. Malerisches wie Zeichnerisches werden herausgearbeitet und in Spannung gebracht. Die Klarheit der Linie und das Unbestimmte der Farbe halten einander die Waage, suchen ein Gleichgewicht. Romako verzichtet auch auf die Räumlichkeit. Wie eine Tapete hinterfangen Busch und Baum, der aufsteigende Efeu, der nicht differenzierte Untergrund das ernst aus dem Bild blickende Mädchen, umhüllen es und schützen es.
"Das Lieblingskaninchen" ist ein Hauptwerk des Neubeginns Romakos in Wien, und als solches auch möglicherweise eines jener Bilder, das einen ganz großen der heimischen Moderne, Oskar Kokoschka, in seiner Kunst beeinflusst hat. Hat doch Kokoschka in seiner Autobiografie nur einen Maler als wirklich wichtiges Vorbild gelten lassen: Anton Romako.
(Quelle: H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 114)