Manhattan
(1936 bis 1937)


Otto Rudolf Schatz (*1900, †1961)

Landessammlungen Niederösterreich

Otto Rudolf Schatz ist einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Österreich. Er ist vor allem durch sein soziales und gesellschaftskritisches Engagement sowie durch seine Holzschnitte zum Thema "Stadt und Industrie" und durch Illustrationen zu verschiedenen literarischen Werken posthum geworden.
Die Stadt als Objekt bildnerischer Auseinandersetzungen begann mit den in Holzschnitt ausgeführten Illustrationen zur sozialdemokratischen Utopie "Die Neue Stadt" von Josef Luitpold-Stern 1927. In dieser Zeit vollzieht sich auch sein Stilwandel vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit. Ab diesem Zeitpunkt ist die Stadt ein immer wiederkehrendes Sujet im Werk von Schatz. 
"Manhattan" ist während seiner Amerikareise 1936/1937 entstanden und ist wegen seines spätimpressionistischen Charakters eine singuläre Arbeit. Die Komposition betont perspektivisch die Sicht von "unten nach oben", die den Eindruck des Hohen und Mächtigen betont, ohne bedrohlich zu wirken, und oft typisch für die Stadtbilder der 20er- und 30er-Jahre gerade im Expressionismus ist. Die zarten, fast pastellartigen Farben, die feinen Pinselkonturen und die Licht- und Schattenführungen sind konträr zum "Dämon" Stadt. Manhattan wirkt wie ein fragiles Architekturgespinst erscheint. 1936/1937 malte Schatz ein fast identisches New-York-Bild, das allerdings als "Blick von oben" realisiert wurde.
(Quelle: C. Aigner, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 200)