Markt in Szolnok
(~1860 bis ~1870)


August von Pettenkofen (*1822, †1889)

Landessammlungen Niederösterreich

1848/1849 hielt sich August von Pettenkofen während der Freiheitskämpfe erstmalig in Ungarn auf, um in einer Reihe von Lithografien Episoden aus dem Ungarnfeldzug festzuhalten. Zu dieser Zeit dürfte er auch den an der Theiß gelegenen Marktflecken Szolnok für sich als Studienort entdeckt haben. Seit 1851 besuchte Pettenkofen Szolnok regelmäßig. Hatte er sich in der Tradition der älteren Wiener Schule zuvor hauptsächlich dem Soldatengenre gewidmet, so wurden nun ungarische Bauern in ihren bunten Trachten, Zigeuner, Marktszenen, die typischen weiß getünchten Häuser mit den Schilf- und Strohdächern, Pferde und Bauernfuhrwerke zu seinen Lieblingsmotiven.
Obwohl von Wien aus mit der Bahn in wenigen Stunden zu erreichen, vermittelte Szolnok zu dieser Zeit noch den Reiz des Exotischen. Pettenkofen schilderte in zahlreichen, meist kleinformatigen Bildchen das bunte Treiben am Marktplatz von Szolnok. Um 1860/1870 entstand auch die hier gezeigte kleine Szene, in der es ihm meisterhaft gelang, die Atmosphäre des Augenblicks einzufangen. Als unzugänglichem, menschenscheuem Einzelgänger lag Pettenkofen nichts an einer Präsentati-on seiner Arbeiten, was ihn insbesondere bei Wiener Kunsthändlern nicht gerade beliebt machte. Er lebte zumeist auf Reisen, ab und zu von seinen Künstlerfreunden Leopold Carl Müller und Johann Gualbert Raffalt begleitet. Bis 1881 kam Pettenkofen regelmäßig nach Szolnok. Er besuchte mehrmals Italien und hielt sich seit 1852 auch häufig in Paris auf, wo er in künstlerisch sehr fruchtbarem Kontakt zu den Malern der Schule von Barbizon stand. Die besondere Qualität Szolnoks als Studienort lockte von den 60er- bis in die 80er-Jahre zahlreiche österreichische Künstler, darunter Tina Blau-Lang, Eugen Jettel, Theodor von Hörmann und Anton Romako, an.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 106)