Mühlviertel
(1929)


Ferdinand Kitt (*1887, †1961)

Landessammlungen Niederösterreich

Ferdinand Kitt, Biennale-Venedig-Teilnehmer 1932, gehört zu jenen österreichischen Malern der Zwischenkriegszeit, die, vom Expressionismus kommend, einen Weg zur Sachlichkeit und neuen Gegenständlichkeit gegangen sind, ohne in die eine oder andere Richtung extremer auszuholen.
Inwieweit der Titel "Mühlviertel", den Kitts Schwiegersohn, der Kunsthistoriker Alfred Schmeller, diesem Bild gab, authentisch ist, ist nicht belegt. Das Sujet zeigt allerdings weniger das Mühlviertel in Oberösterreich, sondern vielmehr eine kleine Ansammlung von Gehöften, eine kleine Ortschaft in diesem Landstrich. Da Kitt ab 1929 mit seinen Freunden Dobrowsky und Huber häufig zu Gast bei Franz von Zülow war, der in Hirschbach im Mühlkreis ein Anwesen erworben hatte, ist eine Entstehung des Bildes in dieser Gegend durchaus wahrscheinlich.
Das im ersten Moment Naturalistische des "Mühlviertel"-Bilds kippt bei längerer Betrachtung schnell ins Unheimliche. Der kahle Baum in der Mitte mit einem Vogel im Geäst und einem Vogel im Anflug schafft eine Atmosphäre des Seltsamen. Der archaische Gestus der Farben und Formen verleiht dem Bild ein Moment des Innehaltens, der zeitlichen Entrücktheit.
(Quelle: C. Aigner/W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 190)