1824 trat Friedrich Gauermann in die Akademie ein. Aus dieser Zeit stammt als eines der frühesten Porträts das Bildnis des "Pfarrers von Miesenbach Bernhart Göry". Der hochbetagte Pfarrer wurde von Gauermann in einem Kniestück im Profil wiedergegeben. Die Gesichtszüge des Pfarrers wurden vom Maler akribisch genau festgehalten und mit zahlreichen kleinen Strichen wiedergegeben. Jede Unebenheit des von Falten zerfurchten Gesichtes wurde von ihm durch Licht und Schatten akzentuiert, jeder Bartstoppel des unrasierten Kinnes. Dennoch gelang es Gauermann, die feinen, vornehm wirkenden Züge des Porträtierten und dessen sehr wachen Blick einzufangen. Wenig Aufmerksamkeit schenkte der Künstler dagegen der Kleidung des schmächtigen, gebeugt dasitzenden Priesters. Die Mütze und der Priesterrock bleiben in der Durchführung schemenhaft und grob. Der Hintergrund wurde von Gauermann ebenfalls nur grob ausgemalt, was dafür sprechen könnte, dass er schon damals eine ovale, einen Teil des Hintergrundes abdeckende Rahmung für das Bildchen vorsah.
Der aus Stainz gebürtige Bernhart Göry (um 1730/35-1829) kam 1783 als Pfarrer nach Scheuchenstein, wo nach langen Jahren der Zugehörigkeit zum Nachbarort Waidmannsfeld die Kirche wieder zur Pfarrkirche wurde.
Aufgrund der räumlichen Nähe - der Gauermannhof war schließlich nur wenige hundert Meter vom Pfarrhof entfernt - ist wohl davon auszugehen, dass ein engeres Verhältnis zum Pfarrer bestanden hat. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands standen dem Pfarrer seit Mitte der 20er-Jahre Pfarrprovisoren zur Seite. Pfarrer Bernhart Göry starb 1829 im Alter von mehr als 90 Jahren an Altersschwäche.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 64)