Töpfermarkt
(1910)


Broncia Koller-Pinell (*1863, †1934)

Landessammlungen Niederösterreich

Broncia Koller-Pinell war 1902/03 mit ihrem Ehemann, dem Physiker und Mediziner Dr. Hugo Koller, nach längerem Aufenthalt in Nürnberg nach Wien zurückgekehrt. Innerhalb kurzer Zeit entstanden hier im neu gegründeten Haushalt der Familie Koller und auf ihrem Landsitz in Oberwaltersdorf geistige Zentren, in denen führende Künstler, Musiker, aber auch Wissenschafter und Philosophen ein und aus gingen. Engen künstlerischen und gesellschaftlichen Kontakt pflegten man mit Josef Hoffmann, Kolo Moser, Adolf Böhm und Friedrich König. Angeregt durch den Umgang mit diesen Künstlern, wandte sich Broncia Koller-Pinell, die seit ihrer Jugend selbst künstlerisch tätig war, in ihrer Arbeit nun ebenfalls dem Secessionismus zu. Als Mitglied der Klimt-Gruppe stellte sie 1908 erstmals und von da an regelmäßig in der Kunstschau aus.
Der freundschaftliche Kontakt zu Carl Moll, der zu dieser Zeit auch künstlerischer Leiter der Galerie Miethke war, eröffnete ihr wohl die Möglichkeit zu einer großen Personalausstellung. Von 1. bis 22. April 1911 stellte sie in der Galerie Miethke aus. Im großen Parterresaal der Galerie wurden insgesamt vierzehn ihrer Gemälde gezeigt.
Das zentrale Bild war der "Töpfermarkt" von 1910. Dieses Gemälde spricht insbesondere durch die Radikalität in der Darstellung der inmitten ihrer feilgebotenen Töpferwaren am Boden sitzenden weiblichen Rückenfigur. Sehr flächig gemalte, kaum akzentuierte Partien stehen hier in auffälligem Kontrast zu dem nahezu akribisch genau festgehaltenen kleinteiligen Dekor auf den Krügen und Schüsseln. Koller-Pinells Vorliebe für die Darstellung von Marktszenen zeigt sich in einer Reihe von Ölskizzen und Studien, die das Treiben am Naschmarkt, das von ihrem Atelier in der Linken Wienzeile aus beobachtet werden konnte, zum Inhalt haben.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 150)