Das Alphabet ist der Raster der Sprache, gleichzeitig aber auch ihr Korrektiv, es ist Fundament und Ausgangspunkt. Immer schon war der Buchstabe Komplize der Moderne. Im "Lexikon der Kunst" von Heimo Zobernig und Ferdinand Schmatz wird das Alphabet Vorgabe und Inhalt: "... allgemein Alltag Allüre Alphabet als also alt ..."
Das Alphabet wird aber - in einer jeweils anderen Zuordnung bzw. Kontextualisierung - auch in anderen Arbeiten verwendet: die Bezeichnung einer Reihe von Ausstellungsräumen durch große Buchstaben des Alphabets an den jeweiligen Wänden der Räume, eine Arbeit für eine Schule in Wien und schließlich das Alphabet in St. Pölten, das gemeinsam mit sechs anderen Projekten juriert wurde.
Die Arbeit ist eines der wenigen "kuratierten" Werke in St. Pölten (vom Künstler gemeinsam mit Karl Meinhart durchgeführt): Vor der Bibliothek sind die 26 Buchstaben aus Stein in der üblichen "Helvetica" von Z bis A in den Boden verlegt. Als Skulptur (und als Text) sind sie integraler Bestandteil der gesamten Örtlichkeit. Als eine Position "Architektur" sind die Buchstaben Fundament und Basis des Ortes, dessen Interessen sie vertreten und damit Zuordnung und Inhaltlichkeit herstellen. Ist das "Alphabet" nicht eine Basisinformation für Bibliothek und Kulturbezirk, die es gleichermaßen analysiert wie in eine größere, zusammenfassendere Struktur bringt? Es kann Raster und Korrektiv sein, von den oberen Stockwerken hat man es bildhaft vor Augen, unten steigt man über die Buchstaben.
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)