Die ca. 27.000 Jahre alten Tonplastiken aus der altsteinzeitlichen Jagdstation am Kremser Wachtberg sind die ältesten bekannten Keramikfiguren Österreichs. Sie belegen schon für die Urgeschichte eine enge Beziehung des niederösterreichischen Donauraums zu Mähren, wo vor allem in Dolní Vestonice und Pavlov vergleichbare Figuren gefunden wurden.
Zwei der Fundobjekte sind eindeutig Bruchstücke von Tierplastiken. Der Kopf mit spitzer Schnauze stellt wahrscheinlich ein Rentier oder ein Wildpferd dar, möglich ist auch eine Saigaantilope. Die andere Figur ist vermutlich der Vorderkörper eines Löwen oder Bären, erkennbar sind Kopf, Vorderbeine, Bauch und Rücken. Das dritte Tonstück ist lediglich ein abgeplatzter Splitter, auf dem aber noch der Abdruck jener Hand sichtbar ist, die vor Jahrtausenden den Ton knetete und formte. Das fertig modellierte Stück wurde an der Oberfläche geglättet und direkt im Feuer bei Temperaturen bis 800° Celsius gebrannt.
Die Station auf dem Wachtberg wurde von Jäger- und Sammlergruppen regelmäßig für längere Zeit aufgesucht. Ihre erhöhte Lage bot einen idealen Blick auf das Donautal und die durchziehenden Mammut- und Rentierherden. Die Jagd sicherte das Überleben, die Tierdarstellungen dienten daher möglicherweise der Jagdmagie.