Bereits ein Jahr nach Fertigstellung des ersten Teilstücks der Südbahn bis Neunkirchen konnte 1842 die Eröffnung des zweiten Teilstücks mit der Einfahrt des Zugs in der Endstation Gloggnitz festlich begangen werden. Das feierliche Ereignis, das der aus Graz stammende Landschaftsmaler Anton Schiffer in seinem Gemälde festhielt, fand am 5. Mai 1842 statt.
Der von zwei Lokomotiven des Typs "Philadelphia" gezogene, mit Festgästen vollbesetzte Personenzug, der in die Station einfährt, steht im Zentrum des Geschehens. Zur Feier des Ereignisses wurden drei mit Tannengrün geschmückte Obelisken und eine zweibogige Triumphpforte mit der weithin lesbaren Inschrift "WILLKOMMEN" errichtet - offensichtlich wurde die Strecke schon zu diesem Zeitpunkt zweigleisig geführt. Auf der Wiese im Vordergrund haben sich zahlreiche festlich gekleidete Schaulustige versammelt. Der eigentliche Festakt findet im Bildhintergrund im Bereich des Bahnhofsgeländes statt, wo ein mit Fahnen geschmücktes Festzelt auf das Eintreffen der Festgäste warten.
Den Hintergrund der Szene bestimmt die eindrucksvolle Kulisse der Bergwelt mit dem Schloß Gloggnitz und dem Schloss Wartenstein bei Schlagl. Die Gebirgszüge des Semmeringgebiets, darunter der noch schneebedeckte Gipfel des Sonnwendsteins, wurden von Schiffer minutiös und topografisch nachvollziehbar festgehalten. Abgesehen von der reizvollen Landschaftsschilderung, die ihn von Franz Steinfeld beeinflußt zeigt, vermittelte Schiffer in diesem frühen Hauptwerk eindrucksvoll die Faszination moderner Technik und der Errungenschaften des Industriezeitalters.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 64)