Die halbrunde Apsis der Pfarrkirche von Schöngrabern wird an der Außenseite durch das durchlaufende Kordongesims und die das Gesims durchstoßenden schlanken Halbsäulen mit figuralen Kapitellen in insgesamt sechs Rechteckfelder geteilt. Diese Rechteckfelder werden zu Trägern für sowohl im Stil als auch was das ikonographische Programm betrifft, außergewöhnliche Reliefdarstellungen. Es handelt sich um ein einzigartiges Beispiel einer derartigen Dekoration, die Bezüge sowohl zur östlichen Kunst als auch zu westfranzösischen Formen verrät.
Das Programm der Apsisreliefs umfasst Illustrationen zum Kampf von Gut und Böse, sowie der Tugenden und Laster im weitesten Sinn, die in den szenischen Reliefs an heilsgeschichtlichen Themen des Alten und Neuen Testaments erläutert werden. Die bildlichen Darstellungen der einzelnen Felder, von Süden nach Norden: südseitig: Sündenfall; darüber Gottvater(Christus?)kopf mit seitlicher Hl.Geist-Taube über den Krügen von Kanaa und Thronender Maria mit Kind, flankiert von Jüngstem Gericht mit hl. Michael als Seelenwäger und Verdammung der Eitelkeit (?); östlich: Die Opfer Kains und Abels mit Brudermord, darüber Nonne und Mönch im Kampf mit dem Teufel (?), flankiert von Wolf und Kranich sowie Samson mit dem Löwen; nordseitig: Kampf (Davids?) mit dem Löwen, darüber Versuchung des Mannes (?), flankiert von der Darstellung "Die Menschen hängen am Guten (?)" und einem Kampf gegen den Bären; in der unteren Zone der Apsis zwei Inschriften des 16. Jahrhunderts. Südseitig befindet sich weiters eine Gedenkschrift für den Rektor Niclas Eighorn, bezeichnet mit 1585 sowie ein Kreuz mit der Bezeichnung 1580.
Weder Auftraggeber noch die Herkunft des künstlerischen Programms der Reliefs ist bislang geklärt. Im 19. Jahrhundert vermutete man darin sogar Relikte des Templerordens und in jüngerer Zeit tauchte die inzwischen widerlegte Vermutung auf, die Gestaltung stamme aus der Reformationszeit um 1580. Nach derzeitiger Forschungsmeinung werden die Reliefs in das 13. Jahrhundert datiert - die Datierung schwankt zwischen ersten und zweiten Viertel - und als "biblia pauper" gedeutet, als steinerne Armenbibel, die den Kampf des Guten gegen das Böse illustriert.