Bäuerlicher Totentanz - Totenschilder aus Edlitz
(18. Jhd.)


Museum Neunkirchen

Die Totenschilder aus Edlitz bei Neunkirchen wurden bei der Einsegnung in der Kirche über den Sarg gehängt. Von den ursprünglich sechs mit Öl bemalten Blechtafeln haben sich nur mehr fünf Stück erhalten, die im Heimatmuseum Neunkirchen verwahrt werden.
Die Totenschilder zeigen in einfacher, farbenkräftiger Darstellung das alte Motiv des Totentanzes: Der Tod verschont keinen Stand, im Tod werden alle gleich. Die sozialen Gruppen sind in typisierender Weise an ihrer Kleidung und ihren Attributen erkennbar: Der Arme, hier ein Blinder, abgerissen und bloßfüßig, der Bauer in kurzer Hose mit Sichel und Getreide, der Gelehrte im schwarzen Talar, der Papst in roter Mozetta und der weltliche Herrscher (Kaiser, König) im goldenen Prunkgewand. Die Insignien der geistlichen und weltlichen Gewalt – Tiara, Kreuz- und Krummstab, Krone und Szepter – liegen bereits am Boden. Die nicht erhaltene sechste Tafel zeigte vermutlich einen Bürger oder Adeligen.
Ungewöhnlich an der Typologie ist die rote Kleidung des Blinden und des Bauern. Kräftige, leuchtende Farben waren kostspielig und nach der jahrhundertelang gültigen "sozialen Farbskala" den Oberschichten vorbehalten. Bauern hatten gedämpfte billige Farben, wie Braun, Grau oder mattes Blau, zu tragen; ungefärbtes Gewand verwies auf Armut.
Die Kleiderfarben waren Teil des Zeichensystems der Gesellschaftsordnung und repräsentierten Status, Rang und Prestige in der Hierarchie. Den durch Geburt und Stand festgelegten sozialen Grenzen entsprach der vorgeschriebene Kontrast in der Farbigkeit.