Diese bemerkenswerte Baumstudie Friedrich Gauermanns dürfte in der zweiten Hälfte der 1830er Jahre entstanden sein. Der Künstler gab den auf der Kuppe eines Hügels stehenden Baum, eine Stieleiche, vor dem Hintergrund eines blauen Sommerhimmels wieder. Auf die stellenweise grobe Untermalung wurden die Details aufgesetzt, die Struktur der Rinde, die Büschel dünner Ästchen und schließlich das Laub. Besonders gut ist diese Arbeitsweise im Bereich der Wiese bei der blühenden Schafgarbe zu beobachten.
Die Naturstudie zeigt die unverkennbare malerische Auffassung Gauermanns. Bei ihm kommt die Führung des Lichtes "offen" und "unmittelbar" zum Einsatz, wodurch er gleichzeitig große Naturwahrheit und höchsten Stimmungswert erzielt - fast scheint man den Duft einer sommerlichen Wiese und das leise Blätterrauschen wahrnehmen zu können.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 166)