Jeder Gegenstand, jede Kleinigkeit in der Natur konnte die Aufmerksamkeit Friedrich Gauermanns erregen, bei einem Baum etwa der Stamm, der Wipfel, die Blätter, die Rinde oder der Wurzelbereich. Krumm oder ungewöhnlich gewachsene Bäume, Bäume in ihrem natürlichen Verfallsprozess, durch Blitzschlag oder Sturm abgebrochene Stämme, im Wasser liegend oder im Auwald vermodernd, konnten den Eindruck der Ursprünglichkeit und Unberührtheit vermitteln und waren daher beliebte, die Komposition wesentlich mitgestaltende und bereichernde Bildelemente.
Dementsprechend häufig widmete sich Gauermann in seinen Skizzenbüchern auch dieser Motivgruppe. Um 1835 dürfte diese Ölskizze entstanden sein. Zentralel Bildmotiv bilden die Wurzeln, die den Felsen umklammern und sogar sprengen. Wesentlich weniger ausführlich, mit breiten Pinselstrichen und dünn und lasierend aufgetragenen Farben, wurde hingegen die landschaftliche Umgebung geschildert. Durch das die plastische Wirkung verstärkende einfallende Sonnenlicht wird der Baum gleichsam vom Bildgrund optisch losgelöst.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 164)