Das Ölbild zeigt einen Blick auf Waidhofen vom felsigen Ybbsufer gegen Südosten. Im Mittelgrund rechts ist das mächtige, im frühen 13. Jahrhundert errichtete Schloss mit seiner damaligen Turmbekrönung, die 1893 entfernt wurde, zu sehen; im Hintergrund erkennt man die Silhouette von Zell an der Ybbs und die Berge der Eisenwurzen.
Der aus Frankfurt am Main stammende Landschaftsmaler Jakob Alt heiratete 1811 seine Quartiergeberin, die aus Gresten in Niederösterreich gebürtige Maria Anna Schaller. Die Gegend um Gresten wurde für ihn und seine Familie ein beliebter Aufenthaltsort. Von hier aus unternahm er gemeinsam mit seinen Söhnen Rudolf und Franz, die später ebenfalls berühmte Aquarellisten werden sollten, ausgedehnte Wanderungen in die landschaftliche Umgebung. Auch unser Blick auf das Schloss Waidhofen an der Ybbs dürfte im Zusammenhang mit einem Aufenthalt im nahen Gresten um 1850 entstanden sein. Möglicherweise stammt es aus dem Jahre 1848, als Jakob Alt vor den Wirren der Revolution in Wien hier Zuflucht suchte.
Aus einer Generation von Landschaftstopographen stammend, die überwiegend Vorlagen für lithographisch vervielfältigte Ansichtenserien anfertigten, waren Zeichnung und Aquarell Jakob Alts bevorzugte künstlerische Techniken. Ölgemälde schuf er vergleichsweise wenige und wenn, dann wohl zumeist als Auftragsarbeiten nach eigenen in der Natur angefertigten Skizzen.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 20)