Seit den achtziger Jahren kommen Blumen bei Thomas Stimm sowohl in kleineren Arbeiten aus Ton als auch in großen Bronzearbeiten vor. Dabei sind die Tonarbeiten mit den Blumen wie alle Arbeiten des Künstlers kleine Modellsituationen des Alltags, stille Geschichten, in denen die Blume den klassischen Part von Erinnerung, klassischer Schönheit, von Wachstum und Warten behält.
Zu einer seiner "Blumen" - einer Arbeit vor der Minoritenkirche in Krems - sagte der Künstler: "Die Blume ist bei mir so etwas wie eine Visualisierung von Entfaltung, ein Vorgang, der auch bei uns Menschen eine ungeheure Bedeutung hat. Wir verbringen oft ein ganzes Leben damit, dieses 'Sich-öffnen' zu lernen. Dieses ungehemmte Öffnen einer so zarten Konstruktion wie der einer Blume und das darauf folgende farbige Blühen ist enorm."
Bei den Bronzearbeiten verliert sich die kleine Erzählung zugunsten großer Dimension und dem weit weniger flexiblen Material. Als fremde große Formen stehen diese Blumen auf einer der oberen Dachterrassen des Landhauses, wo sie leider nur wenig gesehen werden und so ihre forcierte Repräsentation nur bedingt einlösen können. Diese Blumen, die aus dem Wettbewerb gemeinsam mit anderen sechs Projekten ausgewählt wurden, treten mit der Metallkonstruktion des Gebäudes in Konkurrenz. Sie wachsen aus dem Kiesboden wie steinern hervor und stellen sich der Aufgabe, in dieser Umgebung einen Rest an Sehnsucht nach Lebendigem zu formulieren und diesen Gegenpart aufrechtzuerhalten.
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)