"Ich möchte mit ein paar Strichen eine komplexe Sache erfassen", sagt der rumänische Künstler Perjovschi, der mit seiner Frau und Kollegin Lia in Bukarest lebt, wo sie gemeinsam 1987 das Contemporary Art Archive gründeten. Das CAA ist mittlerweile zu einer legendären Anlegestelle für Kunst geworden, die sich mit dem Sammeln und Archivieren von Wissen auseinandersetzt. Dan Perjovschi ist Zeichner. Er versteht die Welt, indem er sie zeichnet. Aus ein paar schnell hingeworfenen Linien und wenigen, knappen Worten werden ironische Kommentare zu Gesellschaft, Politik und Kultur. Es ist belanglos, ob Perjovschi seine frechen Notizen brav zu Papier bringt oder in der Art der bösen Buben die Wände der Museen und Galerien füllt oder, als gefährlichste Variante, die Zeitungen als Medium benutzt.
Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seiner Arbeit für die 48. Biennale in Venedig im Jahr 1999, wo er den Boden des rumänischen Pavillons mit einer spezifischen Semiotik bedeckte, die manch einer für intellektuelle Graffiti, andere für politische Cartoons und wieder andere für Kindergekritzel hielten.
Für Tulln realisierte er eine seiner seltenen permanenten Arbeiten, denn er definiert sich als performativer Künstler, für den die Aktion, also das Zeichnen selbst, der wesentliche Teil eines Projekts ist. Aus 200 Keramikfliesen, die mit kritischen Anmerkungen des Künstlers zum Klimawandel dekoriert sind, baute Perjovschi eine Art Tanzboden in die Gartenschau. Das performative Element geben in dem Fall die Besucher und Besucherinnen ab. Sie werden sich drehen und wenden, wenn sie das Kunstwerk betrachten, sich bücken und wieder aufrichten: Dan's Dancing Stars.
(Brigitte Huck)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)