Die prächtige Palastkapelle Leopolds VI. in Klosterneuburg, die Capella Speziosa, gilt als erster gotischer Bau in Österreich. Sie wurde von burgundischen Bauleuten ab 1211 errichtet und 1222 geweiht. Nach ihrem Abbruch im Jahr 1799 ist das Aussehen der Capella Speziosa nur durch eine Zeichnung Benedikt Priels aus dem Jahr 1747 überliefert. Bei Grabungen konnten 1953/54 ihre Fundamente freigelegt werden. Einige architektonische Details - Knospenkapitelle und Blendarkaden - wurden beim Bau der historistischen Franzensburg in Laxenburg verwendet.
Die moderne Computertechnik machte es vor einigen Jahren an der Technischen Universität Wien möglich, die Capella Speziosa virtuell zu rekonstruieren. Es handelte sich um eine zweigeschoßige Kapelle mit einer Westempore und einem Laufgang, der über eine Wendeltreppe erreichbar war und vermutlich der Präsentation und Aufbewahrung von Reliquien diente. Trotz der ungeheuren Modernität der Architektur zur damaligen Zeit hatte die Capella Speziosa keine direkten Einflüsse auf die lokale Architektur. Die beteiligten Künstler dürften das Land wohl bald nach Fertigstellung ihrer Arbeit wieder verlassen haben.