Das Bauernfenster
(1893)


Carl Moll (*1861, †1945)

Landessammlungen Niederösterreich

Das 1893 entstandene Bauernfenster ist wohl eines der schönsten frühen bildnerischen Ergebnisse Molls im Sinne einer naturalistischen Lichtmalerei. Der Geist seines langjährigen Lehrers und Freunds Emil Jakob Schindler ist in diesem Bild noch deutlich zu spüren, und sicher lässt diese wunderbare künstlerische Aufnahme auch an so manches Blumenstück von Olga Wisinger-Florian, die ja ebenfalls eine Schülerin von Schindler war, denken.
Was Carl Moll bei Schindler gelernt hat, war insbesondere das Schauen. Diese idyllische sonnenbestrahlte Szenerie am Fenster ist ein Meisterstück genauer Beobachtung. Spürbar ist die Freude an der präzisen Wiedergabe der Details, der üppigen Blüten, der vielfältigen Bauernblumen im bemalten Tonkrug, der Stiefmütterchen, des saftigen Grüns der Pelargonien, der sich aus dem Fenster windenden marmorierten Blätter oder des feinen Geästs des sich empor rankenden wilden Weins. Man sieht die genaue Erfassung und die differenzierte Behandlung der unterschiedlichen Oberflächen von Holz, Mauerwerk oder den aus Eisen gefertigten Gitterstäben des Fensters. Und man sieht, was Licht und Schatten in diesem Zusammenhang bewirken. Das Licht spielt eine wesentliche Rolle spielt, indem es eine ganz bestimmte, an einem herrlichen Sommertag aufgenommene Stimmung vermittelt.
(zit. nach E. Roth, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 104)