Das Portiunculawunder des heiligen Franziskus
(~1775)


Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) (*1718, †1801)

Landessammlungen Niederösterreich

Diese Komposition gehört zu den schönsten Zeichnungen des Künstlers, der das Thema mehrmals variiiert hat. Hier handelt es sich um die dritte zeichnerische Fassung, die Franziskus in knieender Haltung zeigt, während sein betender Mitbruder zur Madonna aufblickt. In der zweiten Fassung blickt hingegen Franziskus aufwärts und sein Mitbruder ist im Gebet versunken. Auf die erste und zweite Fassung geht eine Ölskizze in der Grazer Gemäldegalerie zurück, in der die Madonna sitzend und von Engeln umgeben dargestellt ist. Die stehende Madonna ist auch im Hochaltarbild für St. Peter in Salzburg (1778) wiederzufinden, allerdings wurde dort die Kopfhaltung des Kindes variiert.
Feder und Lavierung erreichen in dieser Zeichnung eine harmonische Ergänzung: das Hell-Dunkel des Bildgrundes trägt die visionär schwebende Darstellung und verleiht der Zeichnung räumliche Wert, die gegenüber der ersten Fassung viel weicher und sanfter wirken. Das Blatt wird vor 1775 datiert, etwa zeitgleich mit der Grazer Ölskizze.
(Quelle: Katalog Zeichnungen des Kremser Schmidt, bearb. v. R. Feuchtmüller, 1982, S. 70)