Der Stich zeigt die im Kern aus dem 15. jahrhundert stammende mächtige Wehranlage von Süden, die im 16. Jahrhundert ihre zum Teil bis heute erhaltene Gestalt erhielt. Die von Vischer dargestellten sternförmigen Bastionen haben möglicherweise nie existiert. Heute bestehen noch eine rechteckige Umwallung und der Wehrgraben. Das rechteckige Wohngebäude des Schlosses steht frei innerhalb der 7,5 m hohen Außenmauer mit Rundbogenzinnen und Ecktürmen, deren Zwiebeltürme durch Kegeldächer ersetzt wurden. Der Uhrturm verschwand 1780, als dem Hauptgebäude ein neues Obergeschoß aufgesetzt wurde.
Wenige Jahre nach der Aufnahme Vischers wurde Schloss Bockfließ 1683 von den Osmanen belagert, die zwar die Gräben und Bastionen überwanden, das Schloss selbst aber nicht erobern konnten. Am eisenbeschlagenen inneren Schlosstor sind die Kerben von osmanischen Säbeln zu sehen.
(Quelle: P. Weninger, Niederösterreich in alten Ansichten, 1975, S. 325)