Die Künstlerin ANA gewann den im Zuge der Umgestaltung des Ortskerns von Eisgarn ausgeschriebenen Wettbewerb für die künstlerische Neugestaltung des Platzes bei dem 1330 gegründeten Stift Eisgarn. Neben der Platzgestaltung galt es, dem Stiftsgründer, Johann von Klingenberg, ein Denkmal zu setzen. Klingenbergs enorme Bedeutung für das Stift und den Ort liegt nicht zuletzt in seiner Vision, Seelsorge und Kultur zu verbinden. Die Ausgangslage war keine einfache. Vom Stifter gab es weder ein Abbild noch eine Überlieferung seines Äußeren, und der zu gestaltende Platz erschien wie ein beiläufig vergessener Zipfel am Straßenrand.
Die Künstlerin hat den leicht abfallenden Platz mit Pflastersteinen vereinheitlicht und ein Denkmal entworfen, bei dem die Person, um die es geht, ausgespart wird und das Erinnern dem Betrachter und seiner Fantasie obliegt. Zwei 1,80 Meter hohe, zeichenartig abstrahierte Flügel aus Aluminiumguss lassen einen Zwischenraum für die Imagination frei. Mit ihnen hat ANA ein Synonym für die geistige Freiheit und die Erschließung von neuen und individuellen Räumen gefunden. So ging es ihr nicht darum, den Stiftsgründer als Engel erscheinen zu lassen. Vielmehr sind die Flügel ein Sinnbild für den Glauben als eine universelle Kraft. Das Denkmal abstrahiert, ohne abstrakt zu sein, indem es dem Nicht-Anwesenden einen symbolhaften Rahmen setzt und so die Erinnerungsarbeit nicht vorwegnimmt, sondern sie hervorruft.
(Cornelia Offergeld)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 7 (2004)