Während der Friedensverhandlungen 1809 bis 1813 weilte Alexandre Louis Graf de Laborde in Wien. Angetan von den landschaftlichen und kulturellen Schätzen Österreichs fasste er den Plan, ein mehrbändiges Reisewerk herauszugeben, das 1821 in drei Großfoliobänden in Paris erschien: "Voyage pittoresque en Autriche". Für die Illustrationen sicherte er sich die Mitarbeit angesehener österreichischer Maler und Stecher, darunter Jakob Gauermann, Benedikt Piringer oder Franz Jaschke. Ab 1809 entstanden in Folge mehr als hundert Aquatintastiche, Textvignetten, Pläne etc.
Der in Wien tätige Maler Franz Jaschke, der als Kammermaler der Erzherzoge Ludwig und Rainer diese 1807/08 und 1810 auf Reisen in die Bukowina, nach Galizien, Ungarn und Siebenbürgen begleitete, fertigte für dieses Werk u.a. die Vorlage für diesen Aquatintastich an. Er zeigt einen Einblick in den Kapitelsaal des Stiftes Heiligenkreuz. In den Feldern des Kreuzrippengewölbes sind die Fresken Johann Michael Rottmayrs zu erkennen; im Boden eingelassen die Liegefigur Herzog Friedrichs II. des Streitbaren, die vom ehemaligen Hochgrab stammt. Der Blick öffnet sich zwischen den vier wuchtigen achteckigen Pfeilern auf den Altar mit dem Bleikruzifix von Raphael Donner.
(Quelle: P. Weninger, Niederösterreich in alten Ansichten, 1975, S. 280)