Von den beiden Projekten internationaler Künstler, die von der Jury ausgewählt wurden, ist bis heute weder jenes von Dara Birnbaum noch der hier vorgestellte Entwurf von Michelangelo Pistoletto realisiert worden. Absicht des Künstlers war, eine Betonleiste an der nördlichen Stirnseite des Landhausbeckens anzubringen, die an der dem Wasser zugekehrten Unterseite den Schriftzug "Die existierenden Dinge - wissen sie, daß sie existieren" tragen sollte, der nur in der Reflexion zu lesen gewesen wäre. Physisch und konzeptuell wäre der Teich zu einem Spiegel im Sinne Pistolettos geworden. Allerdings konnte das Projekt von Seiten der Bauleitung (!) nicht mehr eingeplant werden.
Der Spiegel ist seit den frühen sechziger Jahren wesentliches Dispositiv im Werk von Michelangelo Pistoletto. In St. Pölten hätte dieses Phänomen des Reflektierens mit dem besagten Text eine identitätsstiftende Funktion erfüllt, indem es eine Verbindung zwischen Ort, Geschichte, Aufgabe etc. in einer gewissen existentiellen Dimension hergestellt hätte, wie der Künstler bezüglich des Projekts "Progetto Arte" formulierte: "Heute, auf der Schwelle zum nächsten Jahrtausend, betrachte ich die Kunst als Projekt der Annäherung und Vereinigung all dessen, was abgetrennt ist und auseinanderstrebt; ich denke, dass sie ihre Präsenz auf universaler Ebene wiederfinden muss ... Progetto Arte geht von der Vorstellung aus, dass die Kunst die genaueste und umfassendste Ausdrucksform des Denkens ist ..."
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)