Die vier Gobelsburger Reliefs sind seit dem späten 19. Jahrhundert an der Außenwand des Kirchenchores nachweisbar. 1977 wurden sie in das Kircheninnere verbracht. Die vier erhaltenen Reliefs sind lediglich Fragmente eines einst weit größeren Ensembles aus dem 12. Jahrhundert.
Die eine Platte zeigt zwei stehende nackte Figuren, die allgemein als Adam und Eva gedeutet werden. Vergleiche mit Illustrationen dieses Themas in der karolingischen Bibel aus Moutier-Grandval oder in dem, im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts entstandenen Codex a XII, fol. 6r der Stiftsbibliothek St. Peter in Salzburg erlauben eine Rekonstruktion der Gobelsburger Reliefs: Danach schloss sich links an das Adam-und-Eva-Fragment das ebenfalls noch erhaltene Relief mit dem Paradiesbaum an. Dafür spricht auch der gleiche Aufbau des Rahmens beider Fragmente. Verloren ist der linke Teil des Reliefs mit der stehenden Gestalt des Schöpfers.
Das dritte in Gobelsburg erhaltene Relief mit einer nackten weiblichen Halbfigur, die aus einem Krug Wasser fließen lässt, wird als Personifikation eines Flusses interpretiert. Schwierig gestaltet sich eine Deutung der vierten Gobelsburger Platte, die zwei stehende Figuren darstellt, eine Frau und einen Mann mit einem nicht mehr identifizierbaren Gegenstand in seinen erhobenen Händen. Im Rahmen eines alttestamentarischen Zyklus käme am ehesten das Dankopfer Noahs in Frage.
Die Entstehung der Reliefs wird im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts angesetzt.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich I: Früh- und Hochmittelalter, hg. v. H. Fillitz, 1998, S. 360f.)