"Zwischen spitzen Steinmassen, die manchmal wunderliche Formen haben, stürzt die Mira in acht Absätzen mit fürchterlichem Gebrause herab, und über die schauckelnden Räder der unten stehenden Mühlwerke sprüht das Brillantfeuer des weit ausströmenden Wasserstaubes ...", so beschreibt J. A. Krickel in einem Reisehandbuch 1832 das Naturereignis der Myrafälle.
Das Tal des Myrabaches bei Pernitz wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Naturliebhabern und Künstlern entdeckt. Zahlreiche Aquarelle und grafische Blätter halten die landschaftlich reizvolle Kulisse fest. So auch die Radierung von Johann Christian Erhard. Gemeinsam mit Heinrich Reinhold und Ernst Welker unternahm er im Sommer 1817 eine Wanderung in die Schneebergegend. Deren künstlerischer Ertrag fand seinen Niederschlag in einer Folge von Radierungen, die unter dem Titel "6 Ansichten aus den Umgebungen des Schneeberges" 1818 bei Ferdinand Kettner erschien. Zu diesen kleinformatigen Blättern gehört auch das Blatt mit einer Darstellung der wildromantischen Landschaft der Myrafälle, das den durch die Wiener Akademie vermittelten Einfluss der Niederländer des 17. Jahrhunderts zeigt.
(Quelle: P. Weninger, Niederösterreich in alten Ansichten, 1975, S. 274)