Der Merian-Stich von Norden zeigt im Vordergrund den Markt Klein-Pöchlarn mit der 1644 zur Pfarrkirche erhobenen Othmarkirche, eine dreischiffige Hallenkirche (1517) mit dem oben achteckigen Südturm und gemauertem Spitzhelm aus dem frühen 15. Jahrhundert. Hier bestanden ein Serpentinsteinbruch und Hafnerwerkstätten. Die Hafnerei war seit dem Mittelalter in Klein-Pöchlarn angesiedelt und blieb auch in der Folgezeit neben Weinhandel und Schifffahrt der Haupterwerbszweig des Ortes. Von 1787 bis 1848 war der Markt mit der Stadt Pöchlarn unter einem Magistrat vereinigt.
Am gegenüberliegenden südlichen Donauufer liegt die ummauerte Stadt Pöchlarn mit dem Schloss an der Ostseite und der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in der Stadtmitte, eine gotische dreischiffige Hallenkirche. Dahinter ragt der ehemalige Karner aus dem frühen 15. Jahrhundert auf (Johanneskapelle). Der nördlich der Kirche 1640 errichtete Steinbrunnen mit einer Muttergottesfigur ist auf dem Stich noch nicht dargestellt. Die beiden, die donauseitige Stadtmauer flankierenden wuchtigen Rundtürme stehen heute noch, allerdings hat sich nur der Welserturm in der alten Form erhalten (heute Heimatmuseum), der Urfahrturm im Osten ist verbaut. Außerhalb der Stadtmauer liegt links die Friedhofskapelle, deren gotischer Chor (um 1380) im 19. Jahrhundert für einen neugotischen Ausbau verwendet wurde.
Im Hintergrund ist - allerdings herangezogen - das Schloss Zelking dargestellt, vom 12. Jahrhundert bis zu seinem Aussterben 1634 Sitz des gleichnamigen Adelsgeschlechts. Die hohen Mauerreste der Ruine zeugen heute noch von der Größe und Weitläufigkeit des einstigen Renaissanceschlosses.
(Quelle: P. Weninger, Niederösterreich in alten Ansichten, 1975, S. 298)