Am Anfang war die Landschaft des niederösterreichischen Weinviertels. In seiner digitalen Collage gerät sie Heinz Cibulka zur Theaterbühne. Und alle Momente im Leben der dort ansässigen Menschen werden zur Beschau vorgelegt, die Bilder im Fries reihen sich aneinander, greifen ineinander, erzählen von Freud und Leid, mal knapp, mal ausufernd, breiteste Öffentlichkeit steht neben vertraulichster Intimität. Der Vielfalt in Landschaft und Architektur sowie der landwirtschaftlichen Kraft entsprechen bildnerische Überfülle und Sättigung der Sinne des Betrachters - als gelte es, einen Rauschzustand in allen Fasern von Leib und Seele zu etablieren, aber stets im Bewusstsein um die Vergänglichkeit von allem. Ein Memento mori, aufgeladen von der Lust am Leben. Ist die Landschaft in "Weinviertelfries" vergleichbar einem Kontinuität stiftenden Generalbass, so bildet ein Lebensprinzip der Üppigkeit das ästhetische Fundament. Dem Auge ist kaum Rast gegönnt, es rast von einem Detail zum nächsten, vor ihm ein gigantisches Puzzle, nie zu einem Ganzen erstarrend; ein Dahinschwinden in Zeit und Raum, gleich der Erinnerung an das, was man in den Fenstern eines vorbeirasenden Zuges wahrnimmt. Feste, religiöse und andere Prozessionen, Zechereien in den Kellern begleiten ein von Arbeit und Feiern bestimmtes Leben. Natur und Jahresabfolge bestimmten Rhythmen und Farben. Am Ende stehen der perfekte Gleichklang von Mensch und Landschaft und weiter der Akkord mit dem Auge von Fotograf und Betrachter.
(Lucien Kayser)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 8 (2006)