Einblick in die Burgruine Klamm bei Schottwien
(1822 bis 1823)


Ferdinand Georg Waldmüller (*1793, †1865)

Landessammlungen Niederösterreich

Neben zahlreichen Porträts schuf Ferdinand Georg Waldmüller in seiner ersten Schaffenszeit fast ausschließlich Landschaften, die er nach holländischen Vorbildern, etwa nach Jacob van Ruisdael, Adriaen van de Velde oder Meindert Hobbema, kopierte. Nur wenige Gemälde entstanden nach der freien Natur. Eines der ersten ist der Einblick in die Burgruine Klamm bei Schottwien. Nach der eigenhändigen Beschriftung auf der Rückseite malte Waldmüller die Burgansicht als Naturstudie im September 1822. Die spätere Datierung auf der Vorderseite, die das Jahr 1823 angibt, lässt darauf schließen, dass das Bildchen erst im Atelier, vermutlich durch Hinzufügung der Staffage, fertig gestellt wurde.
Die Staffage - rastende Räuber - ist für die Bildwirkung ohne tiefere Bedeutung. Für Waldmüller war die Naturstudie, die Wiedergabe des Einblicks in die Burg, wichtig. Minutiös hielt er die Gebäudereste, den abfallenden Verputz, das Bruchsteinmauerwerk und sogar die Spinnweben in den Ecken fest. Besonders reizvoll erscheint auch die Wahl des Blickpunkts. Durch mehrere Bogen und eine Maueröffnung wird der Durchblick auf ein entfernt stehendes Haus freigegeben. Die perspektivische Staffelung der Rundbogen setzte Waldmüller bewusst als Gestaltungselement ein. Damit erzielte er trotz des räumlich begrenzten Motivs einerseits eine große Bildtiefe und andererseits durch die unterschiedlichen Schattenwirkungen eine Lebendigkeit der Darstellung.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 72)