"Das sprunghafte Umschlagen des Faktischen ins Mögliche", so beschreibt Klaus Stattmann sein architektonisches Konzept. Beim "Zwischenraum", einem Gebäude, das Stattmann speziell für den "Weinviertelfries" von Heinz Cibulka entworfen hat, kommt eine Schnellbahngarnitur mitten im Weingarten zum Stehen. Viele WeinviertlerInnen pendeln täglich mit der Schnellbahn, und Züge, die wie farbige Strichcodes durch die Gegend huschen, sind längst Bestandteil des Landschaftsbildes geworden, ähnlich wie Scheunen, Strommasten oder die großen Silotürme. Unsere Landschaften sind nicht nur Natur, sondern immer schon gestaltete und mitunter technisierte Kultur. Der "Zwischenraum" nimmt auf dieses Wissen Bezug und entwickelt Familienähnlichkeiten. Die Materialien sind alltäglich, beinahe beiläufig. Gleichzeitig bringen hoch gelagerte Seecontainer eine andere Welt ins Weinviertel: nicht fremd und nicht vertraut, wie die Absencen eines Tagtraums, wenn wir dösend im Zug sitzen und die Landschaft, die vor dem Fenster vorüberzieht, sich langsam mit den Bildern unseres inneren Auges mischt, nur dass in diesem Fall nicht der Zug in Bewegung ist, sondern die BetrachterInnen, die aktiv entlang der digitalen Collagen des Frieses schreiten. Man kann die Vorstellung durch die vielfältigen Aufführungen dieser "performativen Behausung" mäandern lassen - von den theatralischen Bildwelten Cibulkas über die reale Stadtansicht von Mistelbach, die vom Stirnfenster des Gebäudes gerahmt wird, bis hin zum Horizont der Slowakei im Osten der Aussichtsterrasse.
(Angelika Fitz)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 8 (2006)