Zwei Arbeiten der Brüder Carl und Friedrich Gauermann zeigen "Felslandschaften bei Miesenbach, wie sie etwa in der Nähe der Ruine Scheuchenstein zu finden sind. Carl entwickelte eine der barocken Vedutenmalerei verpflichtete Landschaft in einem vollendeten, bildmäßig aufgefassten Aquarell, während Friedrich die Landschaft in seinem Skizzenbuch von 1828/29 in einer Bleistiftzeichnung flüchtig, doch mit sicherem Strich festhält, gleichsam als "Notiz" nach der Natur.
Carl Gauermann hatte 1827 nach insgesamt zehn Jahre Studium und mit sämtlichen akademischen Ehren gemeinsam mit seinem Bruder die Wiener Akademie verlassen. Aufgrund der spärlichen Quellenlage und seines kaum erhaltenen Werkes ist nicht bekannt, wieweit seine Arbeiten das Interesse der Kunstliebhaber fanden. Friedrich war künstlerisch ohne Zweifel stärker und bestimmter als sein Bruder, doch gab es zwischen den beiden so unterschiedlich erfolgreichen Brüdern offenbar kein Konkurrenzdenken. Sie reisten gemeinsam, pflegten einen intensiven künstlerischen Austausch und arbeiten gemeinsam vor denselben Motiven.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 110)