Ferdinand Stransky ist immer wieder als "spätexpressionistischer" Maler beschrieben worden, berechtigterweise, wenn darunter die Form- und Farbvollendung expressionistischer Malerei verstanden wird.
Das "Frauenporträt" von 1930 gehört zu seinen wichtigsten Werken aus den beginnenden 1930er Jahren. Die frühe Arbeit ist in gedämpften Farben und einer ausgewogenen Komposition gehalten und erinnert an das Frühwerk von Oskar Kokoschka. Das Bild mit der Frauenfigur, in leicht schräger Haltung aus dem Bild blickend, im Zentrum ist mit der Hintergrundgestaltung balancierend ausgeführt: links und rechts im oberen Bildbereich sind zwei Bilder angeschnitten, Bilder im Bild also, die selbst wiederum auf expressionistische Malerei verweisen. In der breiten, groben Pinselführung entsteht eine Kantigkeit zwischen naturalistischem Impetus und expressionistischer Emotionalität. In den angedeuteten Gesichtszügen und verstärkt durch das sich in Farbflächen auflösende Zimmerambiente vermittelt die dargestellte Frau einen ruhigen, konzentrierten und verhaltenen Eindruck.
(Quelle: C. Aigner, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 206)