Gaming - ehem. Kartäuser-Kloster, Fresken in der der Stiftsbibliothek
(1724)


Am 23. Juli 1724 verpflichtete sich Wenzel Lorenz Reiner, die Bibliothek des Kartäuserklosters mit Wand- und Deckenfresken auszumalen. Ein unbekannter Architekt (Josef Munggenast?) hatte in gewisser Analogie zur Klosterbibliothek von Schlierbach (1712) und zur Wiener Hofbibliothek den Saal bemerkenswerterweise um einen Kuppelraum im Zentrum errichtet.
Über dem querovalen Kuppelring illusionierte Reiner eine mehrstufige Treppenanlage, die in der Raumachse von vorspringenden Balkons unterbrochen wird. Darüber erheben sich auf Säulen vier jäh zentralperspektivisch fluchtende Arkaden. Sie stützen eine Laterne, in der Apoll mit seinem Sonnengespann über den vier Elementen scheint.
Unterhalb der den Erdteilen vorbehaltenen Pendentifs in den beiden Lünetten des Kuppelraums erscheinen Propheten und Sibyllen, an der Stirnwand des Westflügels die vier Evangelisten um den Auferstandenen, am korrespondierenden Ende des Ostflügels die vier Lateinischen Kirchenväter. Am Gewölbe sind ihnen - jeweils von Emblemen umgeben - "Sapientia divina" bzw. König Salomon zugeordnet. Die an die Kuppel angrenzenden Gewölbejoche zeigen im Westen, um die theologischen Tugenden gruppiert, die Tageszeiten; im Osten werden die Kardinaltugenden von den Jahreszeiten flankiert.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich IV: Barock, hg. v. H. Lorenz, 1999, S. 347f.)