Dieses reizvolle Bild der blühenden Frühlingslandschaft entstand vermutlich 1906, als sich Marie Egner zum Malen in Weitenegg aufhielt. Ein Jahr zuvor befand sich die Künstlerin in einer schweren Krise, ausgelöst durch Misserfolge und wirtschaftliche Probleme. Am 2. Juli schrieb sie in ihr Tagebuch: "Plötzlich kommt das Gefühl des Alters über mich, das Gefühl der Nichtigkeit meines Gebahrens. Aber auch das Andere. Die dumme zwecklose Pinselei, an die ich schon lange nicht mehr glaube, und dieses Abrichten von Schülerinnen, an das ich noch weniger glaube. ..."
Motiv und Farbigkeit des Bildes sind Ausdruck ihrer wiedergewonnenen Schaffensfreude. Sie wählte eine reizvolle Partie an der Straße mit blühenden Obstbäumen, Blumenwiesen und Blick über die Donau gegen das im Sonnenglanz erstrahlende Stift Melk, hier allerdings nur als Thema "am Rande". Das Interesse der Maler/innen des Stimmungsimpressionismus galt vor allem der künstlerischen Umsetzung eines bestimmten Natureindrucks, dem Festhalten der Luft- und Lichtverhältnisse bei unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten. Thema ist die Poesie eines milden, sonnigen Frühlingstages und die erwachende Natur.
(Quelle: W. Krug, Wachau, Wachau, Bilder aus dem Land der Romantik, 2003, S. 206)