Die Marienkapelle des Göttweigerhofs in Stein ist ein frühgotischer Bau mit Oratorium und Turmaufsatz aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. In den 1930er Jahren wurden Fresken freigelegt, die wohl um 1305/1310 entstanden sein dürften. Die vollständige malerische Ausstattung von Vorraum, Oratorium und Kapelle zählt zu den bedeutendsten Beispielen frühgotischer Wandmalerei in Österreich.
Gut erhalten haben sich die Vorritzungen sowie die roten Vorzeichnungen al fresko, während die al secco aufgetragenen Farbschichten weitgehend abgefallen sind. Im Vorraum befindet sich eine ornamentale Ausgestaltung mit unterschiedlichen Blatt- und Blumenornamenten sowie Fabeltieren und gemalten Architekturdetails, aber auch einige Heiligendarstellungen. In der komplett ausgemalten Kapelle ist eine gemalte Diamantquaderung und ein Vorhangmotiv als Rahmen für die figürlichen Malereien zu sehen.
Szenen aus dem Marienleben, Heiligendarstellungen sowie Szenen aus dem Alten Testament sowie Christus als Schmerzensmann und als Pantokrator bestimmen die Ikonographie des Bildzykluses. Ein knieender Bischof, der üblicherweise als Bischof Altmann von Passau identifiziert wird, überreicht der thronenden Maria mit Kind das Kirchenmodell von Göttweig.