Die so genannte Gozzoburg (domus Gozzonis) in Krems gilt als eines der bedeutendsten frühgotischen Profangebäude Österreichs. Der mächtige Bau beherrscht den Südrand des Hohen Marktes, den ältesten Teil der Stadt Krems, und ist nach dem reichen Kremser Bürger und mehrmaligen Stadtrichter Gozzo von Krems benannt. Er erwarb um 1250, kurz nachdem er erstmals als Stadtrichter erwähnt ist (1249), den Baukomplex und ließ sich ein prächtiges Stadthaus errichten. Als der Bau um 1270 abgeschlossen war, erstreckte er sich über eine Länge von 60 Metern, wurde von insgesamt vier Türmen (später abgetragen) überragt und war mit größtem materiellen und künstlerischen Aufwand dekoriert wie figürliche Bodenfliesen, Rotmarmorsäulen, Farbverglasung und Fresken. Mit der zur Straße geöffneten Loggia und dem darüber liegenden Saal errinnert die Gozzoburg an italienische Paläste, mit ihren Türmen musste sie wie eine uneinnehmbare Burg gewirkt haben. Die Bezeichnung "Gozzoburg" stammt allerdings aus der Neuzeit, aus dem 13. Jahrhundert ist nur die Bezeichnung domus (Haus) bekannt.
Die in mehreren Bauphasen errichtete Gozzoburg umfasste zunächst eine Loggia mit offenen Arkadenbögen und einen darüber liegenden Saalbau, der vor 1270 mit einem Wappenfries ausgestaltet wurde. Im Westen schloss sich ein Torturm mit Kapelle im Obergeschoß und südlich davon ein Wohntrakt an. In den 1260er Jahren wurde am östlichen Ende der Parzelle eine damals freistehende, dem Evangelisten Johannes geweihte Kapelle errichtet (später Katharinenkapelle?) errichtet, die 1267 erstmals erwähnt wird. Westlich der Kapelle wurde schließlich ein palasartiger Baukörper mit den Wohnräumen der Familie Gozzos in den Obergeschoßen eingefügt. Im daran nach Westen anschließenden Turmbau wurde bei den Restaurierungsarbeiten 2006/07 im Obergeschoß ein umfangreicher Freskenzyklus freigelegt.
Um 1320/30 gelangte das Haus in den Besitz der Habsburger, die vor allem im späten 15. Jahrhundert weitere Baumaßnahmen veranlassten (Arkadengänge im Ostteil). Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der Komplex geteilt und an bürgerliche Besitzer verkauft. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu massiven Umbauten der Gozzoburg. So führte die Einrichtung einer Bierbrauerei im Westteil im 17. Jahrhundert unter anderem zur Schließung der Fassade des Saalbaus. Im 19. Jahrhundert wurden beide Teile des Komplexes - West- und Osttrakt - erneut umgestaltet: im Saalbau wurde zur Schaffung von zwei Wohngeschoßen eine Zwischendecke eingezogen und Fensteröffnungen ausgebrochen; im Ostteil wurde die inzwischen profanierte Katharinenkapelle durch das Einziehen von zwei Wohngeschossen massiv verändert. Das achtteilige Sternrippengewölbe wurde dabei zerstört und die Mauerkrone abgetragen, wodurch die oberen Abschlüsse der Fenster mit dem Maßwerk verloren gingen.
Ab 1956 erfolgte schrittweise die Wiederherstellung des mittelalterlichen Erscheinungsbildes: die gotischen Fenster des Saalbaus im Obergeschoß wurden freigelegt und die ebenerdige Loggia wiederhergestellt. Im Zuge der Sanierung des Gesamtkomplexes 2006/07 wurde der ursprüngliche Bauzustand weitgehend wiederhergestellt. Auch die Katharinenkapelle wurde von allen Einbauten befreit, sie bleibt aber ein Torso. Das ursprüngliche Aussehen des Kapellenraums lässt sich aber durch die etwa 600 Spolien – Teile der Sitznischen, des Fenstermaßwerkes und der Gewölberippen – rekonstruieren, die in den abgebrochenen Zwischenwänden und vermauerten Fenstern freigelegt wurden.
www.gozzoburg.at