Manfred Wagner über die Gestaltung des Grabes seines Vaters Franz Wagner:
"Ausgehend von der Überlegung, dass jedwede Gestaltung im öffentlichen Raum künstlerische Qualität aufweisen sollte und dass als Gestalter zeitgenössische Künstler prädestiniert sind, habe ich nach dem Tod meines Vaters (1991) Oswald Oberhuber gebeten, die Grabgestaltung zu übernehmen. Als Kriterien galten: die Einhaltung einer maximalen Höhe von 1,80 m, die Einbindung in einen typischen Stadtfriedhof des Alpenvorlandes (Grabsteine und Grabkreuze) und eine bestimmte, von mir gewünschte Schlichtheit der Form. Oswald Oberhuber entschied sich für ein Grabkreuz mit Sockelsystem aus Nirosta-Stahl, auf dem mit herausgestanzten Buchstaben der Name und die Lebensdaten aufgeschraubt sind. Die Sockelform - ein hochgestellter Quader mit seitlich gerundeten Deck- und Bodenplatten - erinnert an das in dieser Gegend übliche kirchliche Barock, das schlichte Kreuz mit hochliegendem Querbal-ken in Rohrform assoziiert alpenländische Grabkreuzkultur. Die Einfriedung des Grabes erfolgte durch eine helle Marmor-Umrandung, die Abdeckung durch eine helle Marmorplatte in Sockelbreite. Der freigelassene Randstreifen steht für jahreszeitlich wechselnde Blumenbepflanzung offen.
Mit diesem Projekt, das eine Privatinitiative im quasi öffentlichen Raum des Friedhofs darstellt, zeigte sich eindeutig - und nebenbei bemerkt: auch von der Amstettener Bevölkerung akzeptiert -, dass eine unmißverständlich zeitgenössische Lösung durchaus in einen vorgegebenen historischen Rahmen passt und trotz der Modernität keineswegs als Provokation empfunden wird."
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 2, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 331, 1993)