In den Jahren 1898 bis 1902 studierte der gebürtige Wiener Maximilian Reinitz an der Münchner Akademie bei den Professoren Herterich, Marr und Halm. Schwerpunkt der Ausbildung war die Landschaftsmalerei. Diesem Genre blieb Reinitz auch weiterhin treu. Mit der Zeit entwickelte sich die Stadtlandschaft zu seinem Lieblingsmotiv. Er malte Szenen aus der Großstadtperipherie und aus Industriegegenden, Ansichten von Wien und von niederösterreichischen Städten.
Das 1931 entstandene Motiv aus Waidhofen an der Ybbs zeigt deutlich die Auseinandersetzung des Künstlers mit neusachlichen Tendenzen, mit denen er wohl insbesondere durch Freunde und Kollegen im Hagenbund, dessen Mitglied er seit 1922 war, konfrontiert wurde. Durch die Übereinanderstaffelung streng und klar umrissener Formen entwickelt sich die Stadt kulissenartig über dem Fluss. Der Gegensatz von fließendem Wasser und starrer Architektur kommt hier nicht zum Ausdruck, vielmehr dient die glatte Wasserfläche als die Architektur fortsetzender Spiegel. Die Stadt wirkt menschenleer und verlassen, ohne Lebenszeichen. Das einzige dynamische Element ist die rhythmische Wiederholung der Dachformen. Der triste Eindruck wird durch die tonige Farbigkeit noch verstärkt.
Maximilian Reinitz verstand es, in seinen Stadtlandschaften Bilder der Unwirtlichkeit, Menschenunwürdigkeit, Traurigkeit und Einsamkeit zu entwickeln - Stimmungen, die er vielleicht empfunden hat, die ihn aber auch an der Stadt faszinierten.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 198)