Mauer-Öhling - Heil- und Pflegeanstalt
(1898 bis 1902)


Die zwischen 1898 und 1902 von dem niederösterreichischen Landesbeamten Baurat Carlo von Boog errichtete Heil- und Pflegeanstalt zählte bei ihrer Entstehung zu den modernsten Anstalten dieser Art in Europa. Das Direktionsgebäude wird von je einem Wohnhaus für Ärzte und Beamte flankiert; zu dem Ensemble gehören weiters vier einander rautenförmig zugeordnete Pavillons für die Kranken, eine Kapelle und ein weiteres Bauwerk, das den Gesellschaftsraum enthält. Die Anlage besticht durch den überzeugenden Einsatz von Jugendstilelementen zur Gliederung der Fassaden, die die kubischen Baukörper rhythmisch gliedern. Farblich sind sie bestimmt durch die Verbindung von Weiß und Naturziegelrot mit dem Hellgrün der Fenster und Bleichteile.
Kaiser Franz Joseph eröffnete die Anstalt am 2. Juli 1902. In einem Brief an Katharina Schratt schrieb er: "Ich brachte zwei Stunden in Mauer-Oehling zu, das ein sehr schönes, in schönem Walde gelegenes, mit allen Erfindungen der Neuzeit ausgestattetes Etablissement ist mit Wirtschaftshof, Meierei, Feldern, Werkstätten etc. - Alles zum Besten der Narren. Es muß ein Hochgenuß sein, dort eingesperrt zu sein. Platz ist auf 1000 bis 1500 Geisteskranke, bis jetzt sind aber erst 400 dort und da das Ganze erst im Beginne ist, so bekam ich die Narren nur von Weitem zu sehen ..."
(Quelle: W. Kitlitschka, Historismus & Jugendstil in Niederösterreich, 1984)