Hof eines Bauernhauses in Weißenkirchen
(1879)


Emil Jakob Schindler (*1842, †1892)

Landessammlungen Niederösterreich

Auf der Rückreise von einem Kuraufenthalt in Bad Kreuzen in Oberösterreich machte Emil Jakob Schindler im Juli 1879, damals gerade frisch verheiratet, mit seiner Frau Anna in Weißenkirchen in der Wachau Halt. Weißenkirchen hatte einen tiefen Eindruck auf den Künstler hinterlassen. Durch einige Verkäufe und ein großzügiges Geldgeschenk seines Freundes Hans Makart wurde es ihm finanziell möglich, gegen Ende Juli mit seiner Frau wieder einige Tage hier zu verbringen. Angeregt durch das stimmungsvolle mittelalterliche Ambiente und das sehr südlich wirkende Licht widmete sich Schindler seit langem wieder intensiv der Arbeit. Bereits im September zog es ihn wieder nach Weißenkirchen. Die hier entstandenen Gemälde, Licht durchflutete alte Höfe und Gassen, Blumengärten und Ansichten des Donauufers, markieren einen Wendepunkt im Schaffen Schindlers und künden seinen künstlerischen Durchbruch an.
Das Bild des Hofes eines Bauernhauses in Weißenkirchen ist unzweifelhaft mit dem in Schindlers Tagebuch erwähnten, Anfang August 1879 entstandenen "Schweinestall mit Oleanderbäumen" zu identifizieren. Schindler zeigt einen Einblick in einen Innenhof, an dessen Ende, teils unter einem großen Mauerbogen, der Schweinekoben zu sehen ist. Das in der Komposition stark zum Tragen kommende Spiel von Licht und Schatten schafft trotz der Enge des Bildausschnitts große Plastizität und dadurch erlebbaren Raum, gleichzeitig aber auch eine sehr intensive atmosphärische Stimmung, die an südliche Gefilde denken lässt. Die hier eingesetzten kräftigen warmen Farben erinnern in gewisser Weise an das Kolorit Makarts, den Schindler als Förderer, Freund und Künstler sehr verehrte.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 126)