Keinerlei Berührungsängste dürfte es zwischen der sonst fremdenscheuen Bevölkerung des Gegend um Miesenbach mit dem jungen Gauermann aus der zugezogenen Familie gegeben haben, den man schon von klein auf kannte und der es verstand, ihre Sprache zu sprechen. Vielleicht besitzen die Ölskizzen, Zeichnungen und Karikaturen, wie etwa diese vor 1830 entstandene Bleistiftzeichnung, in denen er sich der Darstellung seiner Nachbarn widmete, auch daher ihren besonderen Reiz - ein Reiz, der auf künstlerische Qualitätsmerkmale allein wohl nicht zurückzuführen ist. Sie zeugen von seiner unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, von seinem Versuch, in das Wesen des Dargestellten einzudringen und seine Persönlichkeit zu erfassen. Auch wenn viele seiner Bauerntypen auf den ersten Blick derb und überzeichnet wirken, ist auf den zweiten Blick doch eine feine Charakterisierung zu bemerken.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 74)