Laa an der Thaya - Hoher Zaun, Projekt an der Grenze Laa an der Thaya
(1997 bis 1999)


Leo Schatzl (*1958)

In der Nähe jener Grenze, die Europa als "Eiserner Vorhang" zweiteilte, gestaltet der Künstler Leo Schatzl mit "Hoher Zaun" einen Denkraum der Grenze. Zäune sind in ihrer sozialen Funktion der Erde verbunden. Als Symbol der Territorialherrschaft und der Sesshaftigkeit unterwerfen sie im Anspruch auf Verfügbarkeit die Landschaft der Ordnung von Eigentum und Souveränität. "Hoher Zaun" wendet diese Codes gegen sich selbst.
Form und Material: Eine rechteckig geschlossene Umzäunung aus Maschendraht und Messingträgern und -streben sind Bestandteile des Environments, das mit seinem funktionellen Kontext bricht - ein skulpturaler Denkraum entsteht, der die strengen Codes der Hütung, der Beschützung, der Verteidigung und der Bewachung verrückt. Entrückt dem zur Festung erstarrten Territorium entsteht - inmitten der unermüdlichen Expansionen der Raumnahme - eine Skulptur, die einen Leerraum formt. Gegenüber den gebieterischen Bemühungen der kleinen Reviere begrenzt die Skulptur "Hoher Zaun" ausschließlich das Durchlässige - als ob es darum ginge, Wolken einzufangen. Andererseits schützt die künstliche Umzäunung die "weißen Flecken" und schafft eine Tabu-Zone entgegen der omnipotenten Nutzbarkeit des Raumes. Endlich stellen wir uns einen Raum vor, der niemandem gehört, der nicht verteidigt werden muss, der nicht das Eigene einräumt, um das Fremde auszuräumen!
(Quelle: R. Reichert, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 5, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418a, 2000)