Mit Ende des Winterkurses 1826/27 beendete Friedrich Gauermann nach nur drei Jahren sein Studium an der Wiener Akademie. Anfang April reiste er zunächst nach Triest und Udine, Anfang Juli brach er zu seiner großen Sommerreise auf, "weil der Künstler Landschaftsmahler ... das Jahr durch etliche Somerwochen in schönem Gebirgsland Seel u. Portefeule wieder erfrischen u. recrutieren" müsse. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Friedrich Kröpsch (1805-1828) ging es zu Fuß ins Salzkammergut, nach Salzburg und Berchtesgaden. Der Weg führte über Mariazell, Weichselboden, Wildalpen, das Gesäuse und Admont nach Aussee, nach Altaussee und nach Hallstatt. Unterwegs trafen sie den aus Stuttgart stammenden Maler Friedrich Wagner, der sich ihnen anschloss.
Ein gemeinsames "Mittagsessen in der Alpenhütte in Goßau" wurde von Gauermann in dieser Bleistiftzeichnung dokumentiert. Die drei Künstlerfreunde sitzen an einer großen gemauerten, offenen Feuerstelle und löffeln aus der gemeinsamen Suppenschüssel, während die Sennerin in einer langstieligen Pfanne die Speise zubereitet. Ganz links, halb knieend mit Oberlippenbärtchen ist Friedrich Kröpsch dargestellt, recht mit Brille und Hut Friedrich Wagner. Gauermann führte die Porträts der Freunde, wie auch das der Sennerin, fein und detailliert aus. Sich selbst fügte er als Selbstkarikatur dazwischen ein, en face, mit Schirmmütze, großer Nase und offensichtlich gesundem Appetit.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 100)