Mödling - Hyrtl'sches Waisenhaus
(1886 bis 1889)


Das Hyrtl'sche Waisenhaus in Mödling wurde von dem Wiener Anatom Joseph Hyrtl und dem Mödlinger Bürgermeister Joseph Schöffel gegründet. Hyrtl stiftete 1885 sein großes Vermögen dem Bau einer niederösterreichischen Landes-Waisenanstalt, die 1886 bis 1889 nach den Plänen von Eugen Sehnal erbaut wurde (Hyrtlplatz).
Der späthistoristische Bau ist ein geschlossenes Ensemble in der Art eines englischen Colleges mit drei freistehenden Baublöcken - gotisierende Sichtziegeltrakte -, die U-förmig angeordnet sind. Das Zentrum bildet die mit Skulpturen von Vinzenz Pilz geschmückte Waisenhauskirche St. Josef, die an der Stelle der mittelalterlichen, 1787 abgebrochenen Martinskirche erbaut wurde. Auf dem Friedhof wurde ein eigenes, von einer Balustrade umfriedetes  Gräberareal angelegt.

Das Waisenhaus wurde ursprünglich für 48 Kinder eingeweiht, später wurden aus der Stiftung Hyrtls weitere Plätze geschaffen. 1911 konnte das Waisenhaus über 450 Kinder aufnehmen. Die Verwaltung der Stiftung hatte zunächst Joseph Schöffel inne und ging nach dessen Tod (1910) an den niederösterreichischen Landesausschuss über. Zu den bekanntesten Zöglingen der Anstalt gehörte in den Jahren 1901 bis 1908 Josef Weinheber, der seine Eindrücke in seinem Roman "Das Waisenhaus" schilderte.
(Quelle: W. Kitlitschka, Historismus & Jugendstil in Niederösterreich, 1984)